Wie der Islam mit Kritikern verfährt, davon kann der Islamwissenschaftler Sven Muhammed Kalisch berichten. Rein rechtlich ist der Professor für Religion des Islam an der Universität Münster durch die Meinungsfreiheit und die Freiheit von Forschung und Lehre geschützt. Doch Kalisch steht nun unter Polizeischutz, seine Lehrveranstaltungen finden konspirativ statt, und die Studenten sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Alles, weil er gezweifelt hat.
Nach einer kritischen Quellenanalyse kam der mit fünfzehn Jahren zum Islam konvertierte Wissenschaftler zu dem Schluß, das Mohammed nur eine Sagengestalt sei, deren bloße Existenz eher unwahrscheinlich ist. Pikanterweise betreute Kalisch als Islamwissenschaftler zu diesem Zeitpunkt seit vier Jahren ein Lieblingsprojekt integrationspolitischen Wunschdenkens in Nordrhein-Westfalen: die Ausbildung zukünftiger deutscher Islamlehrer - bisher ein einmaliger Studiengang. Hier sollte der vielbeschworene Spagat zwischen europäischen Freiheitswerten und islamischer Theokratie vollzogen werden.
Nach wütenden Protesten von Islamfunktionären scheint der Versuch nun gleich im Ansatz gescheitert. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) kündigte dem Freigeist die Zusammenarbeit auf, und der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) ließ Kalisch kaltstellen. Und auch die Studenten sind unzufrieden. In einem offenen Brief haben 22 der 31 angehenden Islamlehrer, die Enwandererkindern reflektierendes Denken beibringen sollen, die sofortige Ablösung Kalischs gefordert und mit Exmatrikulation gedroht.
Sonst würden sie von den muslimischen Eltern nicht anerkannt werden, argumentierten sie. Wenn diese Studenten jemals ernsthaft einen Spagat versucht hatten - spätestens mit diesm Brief haben sie gezeigt wo sie wirklich stehen. Kalisch selbst sieht sich noch immer als Moslem, freilich ohne den Überlieferungen eine absolute Autorität zuzuschreiben. Das macht den Islamwissenschaftler in den Augen vieler Glaubensbrüder zum Apostaten.
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