Die Sichtweise der wenig informierten, dafür aber polarisierten westlichen Öffentlichkeit fasst Rodney Stark bereits im Klappentext treffend und provokant zusammen: „Nach vorherrschender Auffassung waren die Kreuzzüge ein Werkzeug des expansionistischen, imperialistischen Christentums, das Territorien eines toleranten und friedlichen Islam brutal unterwerfen, ausplündern und kolonisieren wollte.“ Seine Antwort folgt auf dem Fuße: „So war es nicht.“ Sehr löblich und leider die Ausnahme in vergleichbarer Lektüre ist, dass bereits mit der Vorgeschichte der Kreuzzüge begonnen wird: Stark zeigt im ersten Kapitel anhand von Karten auf, wie groß die muslimischen Landgewinne – beispielsweise durch die Mauren in Spanien – um das 8. Jahrhundert in Europa waren.
Fazit der ersten Kapitel ist, dass „bevor die Ritter überhaupt von Jerusalem träumen konnten, die muslimischen Krieger auf Paris zuritten“. Im 9. und 10. Jahrhundert wurde die römische Peterskirche überfallen. Heilige Stätten wie die Grabeskirche und weitere dreißigtausend Kirchen wurden unter dem Kalifen Tariq al-?Hakim zerstört. Unter seiner Herrschaft hatten Christen ein fast zwei Kilo schweres Kreuz um den Hals zu tragen, die Juden ein ebenso schweres geschnitztes Kalb – in Erinnerung an das goldene Kalb, das sie einst anbeteten.
Im dritten Kapitel wendet sich Stark dem besonders verbreiteten, mit den Kreuzzügen aber nur bedingt verknüpften Vorurteil zu, dass die islamischen Länder Hochkulturen gewesen seien. Auch hier bedient er sich überzeugender Paradebeispiele: So war das älteste wissenschaftliche Buch in der Sprache des Islam die medizinische Abhandlung eines syrischen christlichen Priesters aus Alexandria und wurde von einem persisch-?jüdischen Arzt ins Arabische übersetzt…
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