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„Ich ficke wo, wen, und wann ich will!“ – Hunderte Fälle von sexuellen Missbrauch in EU-Zentrale

Ein Sex-Skandal mit ungeheuren Ausmaßes erschüttert Brüssel. Im Mittelpunkt stehen die Institutionen der Europäischen Union, aktive Abgeordnete und hochrangige Funktionäre. Unter dem Hashtag #metooEU outen sich immer mehr Opfer, die vergewaltigt, sexuell genötigt oder vom korrumpierten EU-Machtapparat missbraucht wurden. Allein beim Portal Politico haben sich bisher 87 Frauen und 5 Männer gemeldet, denen unter anderem lukrative EU-Arbeitsverträge gegen Sex angeboten worden.
Die Zeugen berichteten davon, zu Terminen in Bars und Restaurants geschickt worden zu sein, um sexuelle Gefallen gegen EU-Gesetzgebung zu tauschen; sie mussten Drogen und Prostituierte für EU-Abgeordnete buchen; wurden auf der Toilette bei EU-Events sexuell bedrängt; wurden gemobbt und wenn Sie sich wehrten schließlich  zwangsbeurlaubt.
 Jeanne Ponte, die im Büro des mitte-links Abgeordneten Édouard Martin arbeitet, berichtete im Le Figaro, Beweise für weitere 50 Fälle der sexueller Belästigung  gesammelt zu haben. Sie ist selbst betroffen. Ein politischer Berater habe ihr „mitten in der Nacht Fotos geschickt, die er heimlich von mir aufgenommen hat.“
Laut Sunday Times habe der 71-jährige Grüne EU-Abgeordnete Yves Cochet einer 25-jährigen Assistentin unter anderem eine SMS geschickt, sie gerügt, eine Essenseinladung abgelehnt zu haben und davon geschwärmt, „ihre Träume, Leidenschaft und Fantasien“ zu teilen. Ein anderer EU-Abgeordneter habe laut Times vor einer sehr viel jüngeren Mitarbeiterin onaniert.
Die ehemalige Pharma-Lobbyistin Gráinne Hutton bekannte sich auf Twitter dazu, in Brüssel sexuell missbraucht worden zu sein: „Als ich die Wahl hatte, meine Karriere voranzubringen und ihn dafür jeden Tag sehen zu müssen, beschloss ich zu gehen.“
Ein deutscher EU-Abgeordneter habe eine 24-Jährige „gestalkt“ und penetrant unerwünschte Avancen gemacht. Ein anderer deutscher Parlamentarier habe eine 22-Jährige bei einem Arbeitsmittagessen unsittlich berührt. Die 22-Jährige sagte laut Express, Brüssel sei „ein Sündenpfuhl des Missbrauchs“. Die EU-Abgeordneten stellten hübsche junge Mitarbeiterinnen ein und hätten das Gefühl, „keine Rechenschaft ablegen zu müssen.“
Mehrere Abgeordnete haben sich zudem in einer E-Mail an den EU-Parlamentspräsidenten Antonio Tajani gewandt und sich als Opfer sexuellen Missbrauchs in der EU zu erkennen gegeben: „Auch wir sind entweder Opfer oder Zeugen von Missbrauch geworden, von sexistischen Kommentaren und Verhaltensweisen, von sexueller Belästigung und Übergriffen an diesem Arbeitsplatz, durch Abgeordnete oder Mitarbeiter“, so die Mail. Tajani war erst Pressesprecher Silvio Berlusconis, dann sein Statthalter in Brüssel und stand auch dann noch zu ihm, als Berlusconi längst in Prozesse und Sexskandale verstrickt war.
„Unklar bleibt derweil, wie viele Personen innerhalb der Institutionen erfolglos um Hilfe ersucht haben“, schrieb die Neue Zürcher Zeitung. „Tajani erklärte in seiner Ansprache, bei dem Ausschuss seien keine offiziellen Beschwerden eingegangen. Doch laut Politico haben vier Frauen angegeben, sich intern gemeldet zu haben. In zwei Fällen ging es sogar um Vorwürfe der Vergewaltigung durch Kollegen.“
UKIP-Abgeordnete Margot Parker sagte: „Sexueller Missbrauch in diesem Parlament und in der Gesellschaft allgemein kommt schockierenderweise viel zu oft vor. Wir kennen schon seit Jahren die Gerüchte. Gerade der Ort, an dem Gesetze zum Schutz gegen solch widerliches Verhalten gemacht werden sollen, stellt sich taub und blind. Die Vorstellung, dass EU-Abgeordnete und ihre Mitarbeiter ihre Stellung sexuell missbrauchen ist beschämend und inakzeptabel.“
Der Daily Telegraph berichtete, dass die EU-Kommission jeden Monat mindestens eine Beschwerde wegen sexuellen Missbrauchs erhalte. Seit 2012 habe es 65 Beschwerden gegeben, von denen in 20 Fällen konkrete Sanktionen aufgrund unangemessen Verhaltens verhängt wurden. Die Dunkelziffer sei vermutlich viel höher, da die meisten Übergriffe nie gemeldet wurden.
Die Sprecherin der Sozialisten & Demokraten Iratxe García Pérez sagte: „Wir müssen vor der eigenen Tür kehren. Das Europaparlament hat Einrichtungen, um mit sexueller Belästigung umzugehen, aber sie funktionieren offensichtlich nicht. Wir müssen sichergehen, dass die Opfer keine Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen. Wir brauchen unabhängige Experten, die den sexuellen Missbrauch im Europaparlament untersuchen. Genug ist genug.“
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der sonst gerne BritenPolen und Ungarn belehrt, hat sich noch nicht dazu geäußert. Juncker war 2013 als Premierminister von Luxemburg über eine Geldwäscheaffäre abgewählt worden, bei dem der Kongolesische Diktator Pascal Lissouba über Luxemburg etwa 140 Millionen Dollar gewaschen haben soll. Abhörspezialist André Kemmer wollte seinen Premier Juncker 2006 über die inkriminierenden Beweise unterrichten. Juncker sei „stockbetrunken“ gewesen, schrieb der Stern: „Halb torkelnd trat er hinter seinem von Akten und Zeitungen überladenen Schreibtisch hervor“, so der Ex-Agent. Dann habe er angefangen, Geheimdienstchef Marco Mille zu beleidigen: „Ich ficke wo, wen, und wann ich will, hast Du mich verstanden. Auch du könntest ficken, aber du kannst es ja gar nicht, deine deutsche Genauigkeit… verbietet es dir.“ 2017 wundern wir uns natürlich alle, warum es in Brüssel eine Epidemie sexuellen Missbrauchs geben kann.

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