Abgeordnete der Muslimbrüderschaft bei der konstituierenden Sitzung des ägyptischen Parlaments: Die Gesetze wollen sie nur achten, wenn diese mit der Scharia in Einklang stehen
Sie sagen: "Allah ist unser Ziel, der Dschihad unser Weg." Ein Jahr nach Beginn der Proteste auf dem Tahrir-Platz haben in Ägypten die Muslimbrüder das Sagen. Die Geschichte der ägyptischen Revolution lässt sich auch als Geschichte westlicher Blauäugigkeit erzählen: Als vor einem Jahr die Massen auf den Kairoer Tahrir-Platz strömten, da frohlockte die Mehrheit der europäischen Beobachter: Nun werde vollendet, was 1989 in Ost- und Mitteleuropa begonnen habe.
Bald darauf geriet Ägyptens Präsident Husni Mubarak, früher zu Recht als gemäßigter Autokrat und Garant der Stabilität geschätzt, nicht nur ins Kreuzfeuer der Kritik, man entschied sich im Westen auch schnell, ihn als blutrünstigen Beelzebub nicht nur fallen zu lassen, sondern seinen Rücktritt gleich mitzufordern.
Die Armee hingegen pries man als wahre Revolutionsarmee, deren Soldaten den Willen des Volkes erkannt hätten und die nun Arm in Arm mit den Vertretern der Twitter-Generation eine parlamentarische Demokratie erstreiten würde.
Manche eingefleischten Obama-Anhänger fühlten sich sogar verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass es die Kairoer Rede des amerikanischen Präsidenten 2009 gewesen war, die den Freiheitsgedanken in die arabische Welt gebracht hatte.
Freilich übersahen sie das Ausmaß der Enttäuschung, das Obamas Schweigen in Ägypten, Tunesien und Algerien ausgelöst hatte, als im Iran die Studenten niedergeknüppelt wurden und sich kein US-Politiker fand, das Teheraner Regime zu verurteilen.
Die Zukunft der arabischen Revolution ist düster
Es sei auch nicht Obama, sondern George W. Bush gewesen, dessen Krieg im Irak den Gedanken der Menschenrechte in den Nahen Osten getragen habe, warfen die Bush-Anhänger wiederum ein. Auch sie täuschten sich. Man wird keine einzige arabische Stimme in der Region finden, die behauptet, der Krieg im Irak sei der Auslöser der Arabellion gewesen. Und keiner komme an dieser Stelle mit einem Hinweis auf die Generation Facebook!
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