Während die Anwohner verzweifelt versuchen, mittels Unterschriftenaktionen den täglichen Muezzinruf von der Rendsburger Moschee (l.) zu verhindern, fällt ihnen jetzt ihr eigener Bürgermeister in den Rücken: “Ich bin für den Muezzin-Ruf”, sagt Andreas Breitner SPD. Er sei “gleichzusetzen mit Kirchengeläut”.
Die Kieler Nachrichten schreiben:
Seit über zehn Jahren baut das Islamische Zentrum an der Moschee. Nach der Einweihung am 9. Oktober, zu der sich auch Ministerpräsident Peter Harry Carstensen angesagt hat, soll der Muezzin regelmäßig aus Lautsprechern zum Gebet rufen. Nachbarn haben dagegen inzwischen nach eigenen Angaben über 800 Unterschriften gesammelt.
„Wir haben nichts gegen die Moschee und den Islam“, sagt Volkhard von Bonin, einer der Initiatoren. „Wir wollen nicht als Gegner der Moschee und der Moslems dastehen.“ Reaktionen in Internet-Foren auf die Unterschriftensammlung haben den Pensionär erschreckt. Er spricht von „furchtbaren Artikeln“ aus der rechten Ecke, „ich habe das nicht geglaubt“. Zur Einweihung will er den Muslimen gratulieren, das sei ehrlich und nicht ironisch gemeint.
Den vom Islamischen Zentrum beantragten regelmäßigen Ruf des Muezzins muss die Stadt genehmigen. Das sei aber bisher nicht möglich, weil die Moschee noch nicht das nötige Schallschutzgutachten vorgelegt hat, sagt Rendsburgs Bürgermeister Andreas Breitner. Dabei gelte für die Muslime kein Sonderrecht. „Wir halten uns strikt an Recht und Gesetz.“ Das gelte auch für das Gebäude mit den beiden Minaretten. „Das Gebäude befindet sich voll im geltenden Recht.“ Seine Gemeinde werde nach der Eröffnung der Moschee das geforderte Schallgutachten beibringen, kündigt Mercan Mergen, der zweite Vorsitzende des Islamischen Zentrums an.
„Ich bin für den Muezzin-Ruf“, sagt Breitner. Er sei, so findet der Bürgermeister, „gleichzusetzen mit Kirchengeläut“. In Schleswig-Holstein sei das nichts Besonderes mehr. Auch in Neumünster und Schleswig rufe der Muezzin „ohne große Aufmerksamkeit“ der Nachbarn. Die Muslime „sollen ihren Glauben leben“, sagt Breitner, „die freie Religionsausübung ist ein wichtiges Gut“. Die Moschee sei für die Rendsburger Stadtkultur wichtig. „Eine Stadt wird erst Stadt, wenn verschiedene Kulturen gelebt werden.“ Immerhin lebten 1500 Muslime in Rendsburg.
Ängste und Vorbehalte gegen das Islamische Zentrum könne er nicht verstehen, erklärt Breitner. „Gerade diese islamische Gemeinde ist dialogbereit, offener und transparenter wie sie kann man es nicht machen.“ Mercan Mergen, der zweite Vorsitzende des Islamischen Zentrums: “Wir haben nichts zu verbergen und zu verstecken.” Der Imam predige derzeit in erster Linie in türkischer Sprache, weil er nur sehr schlecht deutsch spreche. Mergen strebt aber Predigten in deutscher Sprache an: “Das wäre sehr wichtig.” Es gehe ihm dabei um Integration und Offenheit: “Wir möchten, dass die Menschen wissen, was wir tun.”
Breitner sagt über die Moschee: „Ich kann da ein und aus gehen.“ Auch mit dem schleswig-holsteinischen Verfassungsschutz. Mit einem Vertreter dieser Behörde sei er im vergangenen Jahr in der Moschee gewesen. Das Ergebnis laut Breitner: Das Islamische Zentrum sei unbedenklich, Ängste, hier seien etwa Islamisten am Werk, seien „völlig unbegründet“.
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