Darauf muss man erst einmal kommen: Ausgerechnet eine Moschee als Wahrzeichen einer Lehre, die seit 1400 Jahren überall wo sie gesellschaftlichen Gestaltungsraum gewinnt, nichts schafft als blutige Unterdrückung und exzessive Grausamkeit, soll den Deutschen jetzt als “Zeichen der Toleranz” dienen. Auf die groteske Idee kam Bernadette Dechant, CSU-Stadträtin in Regensburg
„Das Gotteshaus soll für jeden gut sichtbar sein“, sagt Bernadette Dechant. Die CSU-Stadträtin engagiert sich seit Jahrzehnten für die Integration der verschiedenen Nationalitäten im Stadtosten. Ohne Scheu packt sie „heiße Eisen“ an und schmiedet sie. In der ersten Moschee in Regensburg sieht die überzeugte Katholikin nicht nur „ein wichtiges Zeichen des Dialogs der Kulturen“. Für Bernadette Dechant steht fest: „Der Bau trägt zur Aufwertung dieser Ecke entscheidend bei.“
Von wo aus das Minarett der Moschee die Regensburger grüßen wird, soll sich noch heuer klären. Martin Schmack, Investor für das Gelände der einstigen Zuckerfabrik, will ein Grundstück zur Verfügung stellen. „Es sind einige Standorte im Gespräch“, sagt er. Bis auf einen liegen sämtliche im Stadtosten. Alle sind gut einsehbar, so dass auch die künftige Moschee von den Regensburgern gut wahrgenommen werden kann. Schmack legt wie Bernadette Dechant und das Islamische Zentrum Regensburg e.?V. großen Wert auf diese Sichtbarkeit: „Jeder soll wissen, dass in Regensburg keine Vorurteile gegen Muslime bestehen.“
Vermutlich wird das Grundstück für das Gotteshaus in Erbpacht an das islamische Zentrum gehen, von dem aus der Anstoß zur Moschee für alle Muslime ausging. Voraussetzungen dafür sind, dass der Muezzin stumm bleibt und die Predigt in Deutsch gehalten wird. Darin sieht Mohamed Abdellaoui, Sprecher des Islamischen Zentrums, kein Hindernis: „Die meisten jungen Muslime können ohnehin Deutsch besser als ihre Muttersprache.“ Zudem sei die Jugend aufgeschlossen und frei von Vorbehalten gegen die verschiedenen Richtungen im Islam.
In Regensburg leben acht muslimische Gruppen, von denen die meisten als Kulturvereine organisiert sind. „Die müssen wir alle überzeugen“, sagt Mohamed Abdellaoui und gibt sich optimistisch: „Das wird uns auch gelingen.“ Wie das Begegnungszentrum an der Alten Straubinger Straße soll auch die Moschee vorwiegend in Eigenleistung gebaut und von Spenden finanziert werden. Obwohl das Projekt bestimmt in die Millionen gehen wird, gibt sich Mohamed Abdellaoui optimistisch: „Bis jetzt haben wir immer Geldgeber gefunden.“
Für das Gemeinschaftshaus, das derzeit entsteht, kamen bis jetzt neben Geld auch jede Menge Sachspenden zusammen: Fenster, Dachteile, Fliesen und Türen, die auf zwei Geschossen von knapp 200 Quadratmetern verbaut werden. Das erledigt ein Trupp von sechs bis sieben Freiwilligen. Seit kurzem wacht dazu noch ein eigener Hausmeister über die Baustelle und das gesamte Areal. Das hält Müll-Wilderer fern. Die restlichen Autowracks und Abfallsäcke werden nach und nach entsorgt.
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