Wenn das Glas halb leer ist, sollte man anerkennen, dass es halb voll ist. Es ist keinesfalls so, dass der „Arabische Frühling“ überall nur zu einer Stärkung von Scharia und Antisemitismus führt. Vielmehr handelt es sich bei diesem Phänomen um ein in sich gespaltenes, das sowohl nach einer Stärkung des Islam, als auch nach klassischen Freiheitsrechten ruft. In jedem Land findet dieser Amalgam dabei seine eigene Ausprägung.
Für Saudi-Arabien bedeuten die aktuellen Umwälzungen dabei, dass sich die Herrscherfamilie glaubt, nicht mehr viel länger dem Wahlrecht für Frauen widersetzen zu können.
Focus 25.09.2011 berichtet:
In Saudi-Arabien sollen Frauen bei den Kommunalwahlen 2015 zum ersten Mal das aktive und passive Wahlrecht ausüben können. Das kündigte der saudiarabische König Abdullah am Sonntag in seiner jährlichen Rede vor dem Schura-Rat, seinem Beratergremium, an. Es wäre ein großer Schritt zur Gleichberechtigung in dem streng konservativen muslimischen Königreich.
„Wir lehnen es ab, die Rolle der Frauen in der saudiarabischen Gesellschaft in irgendeiner Hinsicht innerhalb der Regeln der Scharia zu marginalisieren“, sagte Abdullah. Das Recht für Frauen, zu wählen und bei Wahlen zu kandidieren, ist die bislang größte Veränderung, die Abdullah seit Beginn seiner Herrschaft 1995 ankündigt. Von 1995 bis 2005 führte er für seinen erkrankten Bruder Fahd die Amtsgeschäfte, nach dessen Tod bestieg er im August 2005 den Thron.
Etwas schlechter sieht es dagegen weiterhin mit dem Thema Fahrverbot für Frauen in dem Wüstenkönigreich aus. Nein, hier geht es den Herren nicht um’s Einparken (unsere Leserinnen mögen uns den zotigen Humor nachsehen), sondern um die dadurch drastisch steigende Unmöglichkeit, erwachsene Frauen am Umgang mit erwachsenen Männern zu hindern. Bestimmt stellt der Westen aber bereitwillig irgend ein iPhone-App zur Verfügung, mit dem auch dieses Problem noch gelöst werden kann.
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