Ein Berliner Imam klärt den scheinbaren Widerspruch der gleichzeitigen Zustimmung der Muslime zur Demokratie und Scharia auf. Diktatur ist demnach alles, was dem Islam widerspricht. So gesehen hilft die Demokratie dem Islam – ein verständlicher Irrtum, aber eben ein Irrtum. Ein Kommentar von Christian Jung.
Sieht nicht, worin das Problem der Scharia bestehen soll: Der Berliner Imam Abdel Qader Daoud
Abdel Qader Daoud klärte in seiner Freitagspredigt unfreiwillig über einen scheinbaren Widerspruch auf (siehe Video). Der Imam der Ibrahim-al-Khalil-Moschee in Berlin-Tempelhof stellte klar, dass die Ehefrau zum Verlassen des Hauses die Erlaubnis ihres Angetrauten benötigt. Wer dies sage, habe nicht nur recht, meint der Imam, sondern er nehme zudem das Recht der Freien Meinung für sich in Anspruch. Qader Daoud stellte dann zwei rhetorische Fragen, die wie unter dem Brennglas ein gesellschaftliches Kommunikationsversagen offen legen: "Wo ist das Problem? Ist das hier eine Diktatur?"
Der demokratische Rechtsstaat ist eben keine Diktatur. Allerdings beinhaltet der Rechtsstaat auch die Einschränkung, nicht in die Freiheitsrechte anderer – und sei es "nur" die der eigenen Ehefrau – einzugreifen. Kein Erwachsener benötigt für das Verlassen des Hauses die Genehmigung eines anderen, eigentlich eine Binse. Eigentlich. Doch dass Qader Daoud es als sein freiheitliches und durch die Demokratie garantiertes Recht betrachtet, seine Frau als Verfügungsmasse zu sehen, über die er als eine Art Sexsklavin bestimmen und verfügen darf, verdeutlicht das dramatische Missverständnis, das durch die letztlich verweigerte Islam-"Debatte" bei ihm entstanden ist. Und nicht nur bei dem Berliner Imam und seiner Gemeinde.
Radikale Muslime sind begeistert vom Grundgesetz
Wer immer den Islam kritisiert, wird mit "Religionsfreiheit" gekontert. Muslime wie Qader Daoud erleben die meist in dieser Nicht-Debatte auftretende linke Politik als Schutzmacht, die jedes noch so abscheuliche oder zumindest fragwürdige Dogma des Islams mit Hilfe des Grundgesetzes von Kritik abschirmt. Freilich treten so auch immer mehr angeblich konservative Politiker auf, die sich der Politischen Korrektheit statt der Verfassung verpflichtet sehen.
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