Der malaysische Oppositionsführer Anwar Ibrahim steht wegen Homosexualität vor Gericht. Ihm droht jahrzehntelange Haft. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview prangert er die Missachtung der Menschenrechte in seinem Heimatland an und warnt vor dem wachsenden Einfluss der Islamisten.
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SPIEGEL ONLINE: Herr Anwar, Sie stehen derzeit in Kuala Lumpur vor Gericht. Ihnen drohen 20 Jahre Gefängnis wegen homosexueller Handlungen mit einem ehemaligen Wahlkampfhelfer.
Anwar: Das ganze Verfahren ist eine Farce. Im nächsten Jahr stehen in Malaysia Wahlen an, und die Regierung versucht, mich auf diese Weise aus dem Verkehr zu ziehen.
SPIEGEL ONLINE: Nicht zum ersten Mal.
Anwar: Ich habe schon acht Jahre im Gefängnis verbracht. Sechs wegen angeblicher Korruption, zwei wegen Homosexualität. Das ist komplett lächerlich. Ich bin verheiratet, habe Kinder und bin derjenige, der die grassierende Korruption im Land angreift.
SPIEGEL ONLINE: Wie kommen die Richter dann zu solchen Urteilen?
Anwar: Die Gerichte in diesem Land sind nicht unabhängig. Malaysia ist ein autoritärer Staat. Die Regierung von Najib Razak ist am ehesten mit dem späten Mubarak von Ägypten zu vergleichen.
SPIEGEL ONLINE: Immerhin handelt es sich bei Malaysia um eine Demokratie.
Anwar: Es gibt keine Pressefreiheit, unsere Medien werden hundertprozentig von der Regierung kontrolliert. Ich als Oppositionsführer bekomme zum Beispiel keine Sekunde Sendezeit im Fernsehen. Unsere Veranstaltungen werden vom Militär oder der Polizei blockiert. Ist das etwa demokratisch? (...)
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